Das wilde, unfassbar berauschende Leben


Foto: © Patrick Neufelder, Pixabay

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»Ich jedoch will das wilde, unfassbar berauschende Leben spüren, das mich lehrt, einfach nur ich selbst zu sein, zu vertrauen auf alles was kommt und dem zu vertrauen, was gehen will.«


Will ich das wilde, unfassbar berauschende Leben wirklich? Es birgt eine große Gefahr: ich kann es nicht kontrollieren. Es bewegt sich außerhalb meiner Vorstellung. Dabei bin ich überzeugt, dass ich eine blühende Fantasie habe und mir unwahrscheinlich viel vorstellen kann.

In dem Moment wo ich einen Schritt aus meinem Rahmen heraus trete, überkommt mich eine Welle der Angst. Verdammt, eigentlich wollte ich das wilde, unfassbar berauschende Leben wie kleine Petit Fours serviert bekommen. Sehr süß, quadratisch, lieblich, überschaubar und vor allem: nicht zu viel.

Ich spüre, wie meine Angst sich deutlich in meinen Weg stellt.

Wenn ich aus dem Rahmen heraustrete, wage ich etwas, wo ich nicht weiß, wie es ausgehen wird.

Vielleicht stehe ich am Ende meines Experimentes alleine und geächtet da. Verliere meine Familie, meine lieben Freunde, alles woran mein Herz hängt. Ist es das wert? Jetzt, wo ich doch so bin, wie ich es von mir erwarte und es prima funktioniert.

Es ist, als ob eine eiserne Hand mein Herz umklammert und meine Gedanken automatisch steuert. Es ist ein so starkes Gefühl, dass ich nicht mehr atmen kann. Das Gefühl der Angst ist einengend, bedrückend, dunkel, kalt und riesengroß. Ich ziehe mich zurück, bin überzeugt, dass das Allein-Sein mir gut tut, um mich zu sortieren, um mich wieder in meine vertrauten Strukturen zu bringen. Ich spüre die schützenden Mauern, sehr dick, ohne Fenster, ohne Türen. Niemand kommt herein, nichts lasse ich heraus.

So sicher bin ich hier in meinem Schutzraum und draußen tobt der Sturm, Menschen klopfen an meine Wände, Aufgaben, Herausforderungen – ich will nichts wissen, nichts hören, nichts sehen und schon gar nicht reden. Lasst mich auf meiner Insel und kommt mir nicht zu nahe. Wagt nicht, an meinem Konstrukt zu rütteln, zu zweifeln, zu kritisieren und schon gar nicht einzudringen – für eine unbegrenzte Zeit … für ewig.